Abkühlung aus dem Wald: Wie Laubbäume städtischen Hitzeinseln Erleichterung verschaffen

Abkühlung aus dem Wald: Wie Laubbäume städtischen Hitzeinseln Erleichterung verschaffen

12 Aug 2024

Münster - An heißen Sommertagen sucht beinahe jeder früher oder später die wohltuende Kühle des Waldes. Im Schatten der Bäume aufatmen, die Hitze hinter sich lassen – besonders für Menschen, die in urbanen Räumen leben, wird der Wald im Sommer zu einem beliebten Ausflugsziel. Mit ihrer Arbeit unterstützen Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW den Wald bei dieser wichtigen Aufgabe.

Kühlungseffekt des Waldes auch in nahen Städten zu spüren

Der Kühlungseffekt des Waldes ist nicht nur unmittelbar im Wald zu spüren. Der Effekt zeigt sich bereits in Waldnähe, also auch da, wo wir nicht direkt im Schatten der Bäume stehen. Und auch regional zeigen sich die Auswirkungen deutlich: Auch nahe gelegene Städte können von dem Kühlungseffekt der Wälder profitieren.

Schaut man sich im Sommer Siedlungen und Städte an, sprechen Wissenschaftler auch von Hitzeinseln, die sich bei hohen Temperaturen über genau diesen bilden. Selbst in der Nacht kühlt die Luft über diesen Hitzeinseln nicht mehr ausreichend ab. Es bleibt heiß in den Straßen und Häusern. An Schlaf oder Erholung ist hier bald nicht mehr zu denken. Der Wald erscheint vielen dann als kühlende Oase inmitten der Sommerhitze.

Doch es gibt Wege, den Städten Abkühlung zu verschaffen: Zwischen der aufgeheizten Stadt und den umliegenden Wäldern entsteht eine Luftzirkulation vom Hochdruckgebiet, welches über der heißen Stadt entsteht, und dem Tiefdruckgebiet, welches über dem kalten Wald entsteht. Diese Luftzirkulation lässt bis in die Nacht hinein kühlere Waldluft in die Innenstädte fließen. Jeder stadtnahe Wald wird so zu einer „biologische Klimaanlage“. Der Aachener Stadtwald produziert beispielsweise rund 30 Prozent des Kaltluftvolumens der Stadt Aachen.

Laubbäume besonders wichtig für Kühlungseffekt

Wälder beeinflussen das Klima nicht nur groß-, sondern auch kleinräumig, indem sie durch Wasseraufnahme und Speicherung den Wasserkreislauf sehr positiv beeinflussen. Zudem wird das Sonnenlicht an der Lauboberfläche der Bäume wirksam reflektiert und gestreut, sodass erheblich weniger Sonnenenergie in Wärme umgewandelt wird und an der Erdoberfläche ankommt.

Zudem verdunsten insbesondere Laubbäume während der Vegetationsperiode Wasser, wodurch ebenfalls ein Kühlungseffekt entsteht – die in Fachkreisen sogenannte Evapotranspiration. „Durch die Speicherfunktion der Wälder können diese auch in längeren Trockenphasen noch Feuchtigkeit abgeben. Ein Grund mehr, warum es so wichtig ist, dem Wasserhaushalt der Wälder besondere Beachtung zu schenken“, erklärt Thomas Wälter, Leiter des Zentrums für Wald und Holzwirtschaft bei Wald und Holz NRW. „Unsere Försterinnen und Förster tun das zum Beispiel, indem sie alte Entwässerungsgräben behutsam verschließen oder Waldmoore renaturieren. Eine absolut unterstützenswerte Arbeit!“

 Temperaturunterschiede von mehreren Grad Celsius

Die Temperaturunterschiede zwischen Wald und Stadt können dabei mehrere Grad Celsius betragen. In extremen Fällen können Unterschiede von bis zu 10 Grad gemessen werden. Spannend dabei ist: Je nachdem, welche Baumart vorherrscht, kann sich der Kühlungseffekt verringern oder verstärken. Dabei ist der Effekt in Laub- oder Mischwäldern meist noch deutlicher als in reinen Nadelwäldern. Von Eichen, Buchen, Ahorn oder Linden geht demnach ein besserer Kühlungseffekt aus, als von reinen Nadelwäldern.

Wälder wirken also regulierend, indem lokale und regionale Klimamuster durch Wasserspeicherung, Verdunstung und Schattenwirkung beeinflusst werden – zu spüren ist das als Kühlungseffekt. So tragen Wälder zu einer Verbesserung des lokalen Klimas, insbesondere in Siedlungsräumen und Agrarlandschaften bei. Es gilt daher besonders in städtischen Räumen die einfache Regel: Überall, wo es möglich ist, sollten Waldstrukturen erhalten oder regeneriert werden. Auch, um sich den lokalen Luftaustausch und dem damit einhergehenden Kühlungseffekt von stadtnahen Wäldern zu Nutze zu machen.

Das Ziel, welches die Försterinnen und Förster von Wald und Holz NRW verfolgen, in den Wäldern NRWs die Waldstrukturen hin zu klimastabilen Mischwäldern zu entwickeln, bietet demnach nicht nur Schutz gegen die Anfälligkeit durch Schädlinge. Es trägt auch nachhaltig zum Schutz gegen allzu heiße Temperaturen im Sommer bei. Wald schützt unsere Gesundheit.

Über Wald und Holz NRW:
Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen ist Teil der Landesforstverwaltung. Mit seinen 15 Regionalforstämtern ist Wald und Holz NRW flächendeckend im ganzen Land vertreten. Wald und Holz NRW kümmert sich um die Belange des Waldes, der mit 935.000 Hektar rund 27 Prozent der gesamten Landesfläche ausmacht. Dazu gehören Erhalt und Förderung des Waldes in NRW, Beratung und Betreuung des privaten und kommunalen Waldbesitzes, Bewirtschaftung von 124.000 Hektar landeseigenen Waldflächen sowie Forschung in den Bereichen Wald, Holzverwendung und Klima. Zum Aufgabengebiet zählen außerdem Umweltbildung, Naturschutz und Überwachung der Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften im Wald. Der Landesbetrieb zählt zum nachgeordneten Bereich des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen; zuständige Ministerin ist Silke Gorißen.

Quelle-Bild: Wald und Holz NRW / Marcus Wildelau

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