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27 Jan 2019
Düsseldorf - Die internationale Staatengemeinschaft begeht am Sonntag, 27. Januar, den Holocaust-Gedenktag, der den Opfern des nationalsozialistischen Völkermordes an den europäischen Juden gewidmet ist. Der 27. Januar, Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz im Jahr 1945, wurde zugleich 1996 von dem damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum nationalen Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Seit dieser Zeit begeht auch die Landeshauptstadt Düsseldorf diesen Gedenktag mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten und Veranstaltungen.
Die städtische Mahn- und Gedenkstätte hatte an diesem Tag zwei Veranstaltungen gemeinsam mit einer Vielzahl an Kooperationspartnern aus der Zivilgesellschaft ausgerichtet:
Kranzniederlegung in Derendorf
Oberbürgermeister Thomas Geisel und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, haben zunächst gegen 16 Uhr Kränze am Mahnmal am ehemaligen Güterbahnhof Derendorf niedergelegt und Worte des Gedenkens gesprochen. Oberrabbiner Raphael Evers und Kantor Aaron Malinsky gedachten mit einem Gebet der Toten. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Mahn- und Gedenkstätte und dem Erinnerungsort Alter Schlachthof ausgerichtet.
Konzertlesung im Maxhaus
Im Anschluss nahm Oberbürgermeister Geisel an einem Gedenkkonzert im Maxhaus teil. Neben ihm hielten vor dem Konzert Roman Franz, Vorsitzender des Landesverbands der Sinti und Roma, und Herbert Rubinstein von der Jüdischen Gemeinde Gedenkreden. Das Konzert des Komponisten Jan Rohlfing ist der Lyrikerin Rose Ausländer (1901-1988) gewidmet und trägt den Titel "Wirf Deine Angst in die Luft". Die weltweit bedeutende Autorin wurde in Czernowitz in der Bukowina geboren und lebte seit 1965 in Düsseldorf. Sie verstarb 1988 im Nelly-Sachs-Haus, dem Altenheim der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf; ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Teil des Nordfriedhofes.
Oberbürgermeister Thomas Geisel betonte: "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam an die NS-Terrorherrschaft und den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden erinnern. Dass wir in diesem Jahr die Sprache der Musik und die Kraft der Lyrik nutzen, um uns dem Thema anzunähern, macht diesen Gedenktag besonders. Wenn dieses Konzert unter dem Motto 'Wirf deine Angst in die Luft' - einem Satz von Rose Ausländer - steht, dann gedenken wir dem Leben und Schaffen der international bedeutenden Lyrikerin. Wir erinnern damit in besonderer Weise an die verfolgte Künstlerin, die den Holocaust überlebt und danach in Düsseldorf gelebt und gearbeitet hat."
Mit "Wirf Deine Angst in die Luft" hat der Komponist Jan Rohlfing der Lyrikerin Rose Ausländer nun ein musikalisch-literarisches Denkmal gesetzt. Entstanden ist eine Konzertlesung mit Musikern sowie der Sprecherin und Schauspielerin Alicia Fassel, ein Programm von außergewöhnlicher Intensität. Das gleichnamige Hörbuch wurde vielfach ausgezeichnet. Die Texte, verbunden und verwoben mit der Musik, werden durch seltene Originalaufnahmen der Dichterin ergänzt. Dieses Zusammenspiel wird in großen orchestralen Klangbildern erlebt und verarbeitet. Die Musik greift die Inhalte und Stimmungen der Texte auf und stellt sie bildhaft und atmosphärisch, dicht und intensiv dar.
Um das Konzert zu realisieren hat die Mahn- und Gedenkstätte zahlreiche Partner gewinnen können. Es handelt sich um eine gemeinsame Veranstaltung von Mahn- und Gedenkstätte, Gerhart-Hauptmann-Haus, Maxhaus, Evangelischer Kirche, Katholischer Kirche, Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Düsseldorfer Appell/Respekt und Mut, Jüdischer Gemeinde, DGB-Jugend Düsseldorf, Erinnerungsort Alter Schlachthof der Hochschule Düsseldorf (HSD), Heinrich-Heine-Institut, Landesverband Deutscher Sinti und Roma NRW und Lobby für Demokratie e. V.
Quelle-Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/David Young, v.l.n.r: Oberrabbiner Raphael Evers, Dr. Oded Horowitz und Oberbürgermeister Thomas Geisel am Mahnmal nach der Kranzniederlegung.